Study Visit in Schottland

Study Visit in Schottland – 10. September – 15. September 2012

Drei Mitarbeiterinnen von samara haben einen fünf-tägigen Studienbesuch in Edinburgh, Glasgow und Stirling in Schottland absolviert und dort zwei Volksschulen, drei Abteilungen in zwei Universitäten sowie sechs soziale Einrichtungen besucht. Hier finden Sie unser Wochenprogramm sowie eine genauere Beschreibung der von uns besuchten Einrichtungen als pdf.
Auf dieser Seite wollen wir ein paar Eindrücke unserer Studienreise präsentieren:

Mehrmals wurde angesprochen, dass das Thema Sexualität in Schottland tabuisierter als in Österreich ist. Unter anderem wurde das damit begründet, dass Religion eine stärkere Rolle spielt als in Mitteleuropa. Es wäre undenkbar an einer katholischen Schule Workshops, wie sie der Verein samara anbietet, zu machen. Diese sind dem Thema gegenüber verschlossen. Es gibt in diesen Schulen bereits mit den gängigen sexual-pädagogischen Materialien Schwierigkeiten.
Im Bereich der sexuellen Gewalt und deren Auswirkungen gibt es in Schottland wenige Berichte und Programme. Es wird auf die sexuellen Komponenten bei Bullying/Mobbing hingewiesen. In Schottland wird sehr viel in die Primärprävention investiert, aber wenig in die Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die Gewalt in unterschiedlichen Formen erlebt haben.
Präventionsworkshops an Schulen bekommen weniger Unterrichtszeit als bei uns, manchmal nur 45 Minuten (Information von Shakti). Es ist ein kontroverses Thema in Schottland, ob sexueller Missbrauch und häusliche Gewalt an Schulen offen diskutiert werden soll. Manche Schulen fühlen sich unwohl mit dem Thema; andere nicht. Schulen machen mehr zu Menschenrechtsthemen.

Es gibt in Schottland ein belastetes Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten. Protestanten sind in der Mehrheit. Auch die Fußballclubs sind den Religionen zugeordnet mit bestimmten Farben. Wenn etwa ein Kind eine bestimmte Farbe T-Shirt trägt, wird dies einer Religion und einem Fußballclub zugeordnet und kann zu Spannungen führen.

Die soziale Mobilität zwischen den Schichten ist immer noch sehr niedrig. Es gibt Untersuchungen, dass das schlechtest begabteste Kind aus einer höheren Schicht, die besseren Ausbildungschancen hat als das höchst begabteste Kind aus einer niedrigeren sozialen Schicht. (Information des Child Commissioner).

Jeder Mensch hat das Recht auf 4 Jahre Gratis-College. Eines von vier Kindern lebt in Schottland unter der Armutsgrenze. Eine späte Folgeerscheinung der niedergegangenen Industrie und von politischen Fehlentscheidungen in der Vergangenheit.

Es ist viel weiter verbreitet „proaktiv“ (proactice policy) zu sein und z.B. als NGO an Schulen heran zu treten indem eine Schule angerufen und gefragt wird: „Would you like help“?
Auch die Polizei hat vermehrt einen proaktiven Ansatz. Vor kritischen Ereignissen oder Feiertagen besucht die Polizei Gewalttäter zu Hause und vermittelt ihnen sehr höflich, dass sie unter genauer Beobachtung stehen und falls sie doch gewalttätig werden sollten, mit großen Schwierigkeiten zu rechnen haben.

Das Konzept der Gleichwertigkeit der Kulturen im Begriff „transkulturell“ war für unsere Ansprechpersonen neu und obwohl es den Begriff im Englischen nicht gibt, gefiel er ihnen. Es gibt eher eine altmodische Sicht auf multikulturell, aber die Integration von MigrantInnen scheint nicht schlecht zu funktionieren.

Transparenz und Offenheit sind ein sehr hohes Gut in Schottland, und auch im Gesetz verankert. (Freedom of Information Act, 2002). Korruption wird konsequent geächtet und verfolgt. Obwohl dieses unseres Erachtens so positiv ist, hat es den Seiteneffekt, dass Kontrolle insgesamt um einiges stärker ist.

Wir würden gerne ExpertInnen aus Schottland nach Wien im Rahmen des Projekts einladen. Es gibt Chancen, dass die schottische Regierung und die Stellen selbst dies finanzieren.
So freuen wir uns sehr, dass Herr Brian Donnelly – Leiter von respectme (Scotland’s Anti-Bullying Service) im April 2013 für eine Fortbildung zum Thema Mobbing/Bullying in das wiener Netzwerk gegen sexuelle Gewalt an Mädchen, Buben und Jugendlichen eingeladen werden konnte. Uns ist es ein Anliegen den internationalen Fachaustausch zu stärken.
Weiters suchen einige LehrerInnen der Castle View Primary School in Edinburg gerade um finanzielle Unterstützung bei der schottischen Regierung an, um zu einem Austausch mit den LehrerInnen unserer Projektschulen nach Wien kommen zu können. Die engagierte Arbeit der LehrerInnen dieser Schule hat uns sehr beeindruckt. An dieser Stelle können Sie detailliertere Informationen zu diesem Schulbesuch abrufen.
Auch wollen wir gerne KollegInnen des „Child Protection Research Centers„, der Universität von Edinburg nach Wien einladen. 

Unserem Gefühl nach ist die Koordination und Klarheit im System in Schottland viel größer als in Österreich. Allerdings ist die Zahl der sozialen Einrichtungen um einiges niedriger.

Viele Einrichtungen (Universitäten, NGO’s oder Schulen) haben einen Business Manager oder eine MitarbeiterIn, die sich um die Finanzen und die Förderungen kümmert.

Es gibt ein neues Gesetz in Schottland, mit dem Ziel verletzbare Gruppen Erwachsener zu schützen (Adults at risk). Es werden nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene einer Risikogruppe geschützt. Beispielsweise Erwachsene, die besonders leicht ausgebeutet werden können, wie beispielsweise behinderte und alte Menschen.

Interessant für uns war ebenso, dass man in Schottland bereits mit 16 Jahren die Volljährigkeit erreicht.

Wir werden für Zeitschrift: „Children in Scotland“ bis zum 15. November 2012 Artikel über Study Visit für das Projekt verfassen.

Wir waren von unserem Study Visit nach Schottland begeistert und konnten viele Materialen, Studien, Anregungen und Erfahrungswerte nach Wien und für die Weiterentwicklung unseres Pilot-Projekts mitnehmen.


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